08/24 Ökonomiebauten
SPÄNE
Denkmalschutz mit Fräse
Seit mehr als 400 Jahren steht das Gasthaus «Zum Gelbhorn» im Bäderquartier in Baden. Als die Besitzerin eine Instandsetzung plante, existierten keine exakten Pläne oder Bilder des historischen Bestands, es gab nur eine grobe Zeichnung der Gassenfassade. Statt eine neue Fassade in Form von gestemmten Holzkassetten mit Schnitzereien im historistischen Stil zu erfinden, entschlossen sich Denkmalpflege und Architekt für eine Aktualisierung des Denkmals als bewusste Verbindung von Tradition und Moderne. Über dem Sockel aus leicht dunkel pigmentiertem Muschelkalk steht die Beizenfront aus gelblicher, mit Ammoniak vorvergrauter Eiche. Die einstigen Kassetten mit klassischen Diamantquadern sind als Relief übersetzt. Nach dem ersten Schleifgang setzte die CNC-Fräse ab, deutlich ablesbar sind darum die Spuren der unterschiedlich dicken Kugelköpfe. Die Handschriften des digitalen Prozesses und des analogen Handwerks sind verblüffend verwandt. Die massiven, 30 Millimeter starken Vollholzplatten sind beinahe unsichtbar auf Gehrung gefügt. «Das ist handwerklich eindrücklich, entspricht aber eher dem, wie man traditionell ein Möbel baut», so die Jury. «Auf die Alterung im Aussenraum darf man daher gespannt sein.» Die Planer von Zweifel Architekt (Zürich) und die Schreiner von Merk Raumgestaltung / Schreinerei Merk AG (Uster) sind zuversichtlich, denn in den engen Gassen des Bäderquartiers gebe es nur wenige Sonnenstunden. Das Projekt erhielt im Rahmen des Prix Lignum 2024 die Auszeichnung der Region Nord. merkraumgestaltung.ch, prixlignum.ch/p?de/3605