04/2025 Der Region verpflichtet
BAUEN
Der Region verpflichtet
Das Unternehmen Marangunaria Beer in Ramosch (GR) ist stark verankert in der regionalen Holzkette – und wartet neuerdings mit einer der grössten Blockbandsägen im Unterengadin auf.
Text Susanne Lieber Bilder Henning Hartnacke Photography Pläne Marangunaria Beer SA
Bereits seit zehn Jahren führen Michi Beer und seine Frau Valeria Plouda im Unterengadin erfolgreich einen Holzbaubetrieb. Zuerst in Scuol, dann wurde das Unternehmen vor vier Jahren nach Ramosch gezügelt – und mit einem zweiten Standbein erweitert: mit einer Sägerei. Die Zimmerei umfasst zwar immer noch mit Abstand den grössten Unternehmensbereich, doch der Anteil der Sägerei liegt derzeit bei etwa zwanzig Prozent. Tendenz steigend? Wer weiss. Immerhin wurde hier im letzten Jahr besonders viel investiert. Und zwar in eine der grössten Blockbandsägen des Unterengadins. Natürlich brauchte es dafür dann auch das entsprechende «Drumherum», oder anders formuliert: eine geräumige Werkhalle, die ausreichend Platz bietet für das schwere Gerät. Das alte Sägereigebäude war dafür definitiv zu klein. Insgesamt belief sich die Investition alleine für den Holzbau auf etwa 600000 Franken. Kein Pappenstiel, aber gut angelegtes Geld, wie Michi Beer erklärt: «Damit machen wir uns von den grossen Holzlieferanten und vom Weltmarkt unabhängig.»
Lokales Holz, unverleimt
Mit der neuen stationären Blockbandsäge, einem Modell des Südtiroler Herstellers Resch&3 GmbH aus Bozen, kann die Sägerei nun auch selbst Stämme bis zu einer Länge von 15 Metern und einem Durchmesser von 1,4 Metern bearbeiten. Um die Maschine in Betrieb nehmen zu können, wurde dann im letzten Jahr auf dem Betriebsgelände ein entsprechender Holzneubau mit einer Grundfläche von 275 Quadratmetern erstellt.
Die Halle besteht aus Fachwerkträgern, die ausschliesslich aus Vollholz gefertigt sind. Sprich, keiner der verwendeten Bauteile wurde verleimt. Besonders stolz ist das Unternehmerpaar aber auf die Herkunft des Holzes: «Die Fichten stammen ausschliesslich aus unserem Tal und haben somit die Gemeinde Valsot nie verlassen», erklärt Michi Beer bei einem Betriebsrundgang. Die Transportwege waren entsprechend kurz, weshalb im Gegensatz zum Importholz aus Skandinavien oder Osteuropa viel CO2 eingespart werden konnte. Überhaupt wird der Anspruch, im Einklang mit der Natur und mit der Region zu agieren, von Michi Beer und Valeria Plouda grossgeschrieben. So ist ihnen nicht nur wichtig, möglichst Holz aus heimischen Wäldern zu verarbeiten. Es geht ihnen auch darum, die Wertschöpfungskette im Unterengadin zu stärken. Durch gezielte Zusammenarbeit vor Ort und die Schaffung von Arbeitsplätzen – das Unternehmen Marangunaria Beer beschäftigt inzwischen 20 Mitarbeitende – profitiert nicht nur der eigene Betrieb, sondern die ganze Region.
Stützenfreie Halle mit Aussicht
Bei der Konstruktion des neuen Sägereibaus seien die stützenfreien Spannweiten eine besondere Herausforderung gewesen, erklärt Michi Beer. Schliesslich braucht es Platz, um mit der grossen Maschine und den mächtigen Baumstämmen hantieren zu können. Drei Fassadenseiten der Halle sind als geschlossene Flächen definiert, die vierte Seite blieb – wie für Sägereien üblich – offen. Lediglich zwei Stützen, die bis zur gängigen Anfahrschutzhöhe betoniert sind, fangen die Fassade ab. Unmittelbar neben der Halle lagert das zu verarbeitende Rundholz auf einem Vorplatz, also auf der Nordseite des Betriebsgeländes, das in einer Schlucht mit steiler Zufahrt liegt. Von der Hauptstrasse 27, die von Silvaplana nach Valsot durchs Engadin führt, schlängelt sich die kleine Strasse ein paar Kurven hinunter. Durch die Lage ist der Betrieb zwar nicht gerade von der Sonne verwöhnt, dafür hat man einen grossartigen Blick auf die Burgruine Tschanüff (12.Jh.), die in unmittelbarer Nähe majestätisch auf einem Felsen thront. Das alte Gemäuer gehört zu einer der bedeutendsten Burganlagen des Unterengadins und gilt als Wahrzeichen des knapp 500 Einwohner grossen Dörfchens Ramosch.
Vom Engadin fürs Engadin
Für ihr Engagement, nachhaltig und regional, aber gleichzeitig auch mit modernster Technik zu arbeiten, wurde die Marangunaria Beer SA kürzlich mit dem Innovationspreis der Region Unterengadin/Val Müstair ausgezeichnet. Den mit 3000 Franken dotierten Preis nahmen Michi Beer und Valeria Plouda in Begleitung ihres gesamten Teams Ende März entgegen. Und das mit Stolz: «Es ist einfach grossartig, eine solche Wertschätzung zu erfahren für das, was wir machen!»
Marangunaria Beer SA
Gegründet wurde das Unternehmen von Michi Beer und seiner Frau Valeria Plouda im Jahr 2015 in Scuol (GR), Mitarbeitenden. Seit 2021 befindet sich der Betrieb in Ramosch (GR) und umfasst heute neben der Zimmerei auch eine Sägerei sowie einen kleinen Holzhandel. Aktuell sind für das Unternehmen 20 Mitarbeitende tätig, darunter auch ein Lehrling. Zu den Spezialitäten des Betriebs zählt auch die Verwendung von regionalem Mondholz, das zu bestimmten Mondphasen geschlagen wird. Mondholz zeichnet sich allgemein durch sein geringes Schwund- und Quellverhalten sowie durch seine besonders hohe Feuerresistenz aus – kostbare Erfahrungswerte, die nicht nur in der Schweiz über Generationen hinweg weitergegeben werden. belain.ch
Sägereigebäude
Projekt: Neubau Sägerei
Bauherrschaft: Marangunaria Beer SA, Ramosch (GR)
Fertigstellung: 2024
Architektur: Marangunaria Beer SA, Ramosch
Holzbauingenieur: Brem & Thanei AG, Scuol (GR); Projektleiter: Nic Thanei
Holzbau: Marangunaria Beer SA, Ramosch; Projektleiter: Michi Beer
Konstruktion: stützenfreie Fachwerkträger (Vollholz)
Holzart/-menge: Konstruktionsholz aus Fichte, 54 m3
(insgesamt 105 m3 Rundholz, inklusive Fassade)
Blockbandsäge: Resch&3 GmbH, Blumau (IT)
Photovoltaikanlage/Elektrik: Electra Buin, Scuol
Grundfläche (GFA): 275 m2
Gebäudevolumen: 1800 m3
Gesamtkosten: ca. CHF 600000
Besonderheiten: Holz stammt ausschliesslich aus der unmittelbaren
Umgebung (Gemeinde Valsot, GR)