03/2021 Elementbau im hohen Takt
BEWEGEN
Alles eine Frage der Organisation
Vier Holzbaubetriebe widmeten sich während eines Jahres intensiv der Arbeitssicherheit und dem Gesundheitsschutz. Dabei wurden sie von Holzbau Vital begleitet. Über ihre Erfahrungen berichten sie im Magazin «Wir Holzbauer». Im Fokus dieser Ausgabe steht die Planung der Arbeitssicherheit für die Baustelle.
Text Holzbau Vital | Bilder zVg
Die Holzbaubranche ist bekannt für leistungsfähige Macher. Um die Arbeiten erfolgreich durchführen zu können, plant der Holzbauer die Ausführung bis ins Detail und beschafft sich die nötigen Ressourcen. Dabei muss er auch die Aspekte der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes berücksichtigen. Wenn die angestrebten Sicherheitslösungen nicht durchdacht und die dafür erforderlichen Materialien und Arbeitsmittel nicht vorhanden sind, wird der Arbeitsfluss unterbrochen und der Erfolg des Projekts ist gefährdet. Erschwerend kommt hinzu, dass bei einem Unterbruch der Arbeit der Druck auf die Mitarbeitenden steigt und sich in der Folge eine Unzufriedenheit einstellen kann. Im schlimmsten Fall ereignet sich ein Unfall oder es entsteht ein Sachschaden. Spätestens dann kann nicht mehr von einer erfolgreich abgeschlossenen Arbeit gesprochen werden. Darum sollen sowohl die Arbeitssicherheit als auch der Gesundheitsschutz im Voraus geplant und die nötigen Arbeitsmittel und Materialien beschafft werden.
Sicherheit im Betrieb
Beim Arbeits- und Gesundheitsschutz wird zwischen der Organisation der betrieblichen Sicherheit und der baustellenspezifischen Sicherheit unterschieden. Für die betriebliche Organisation nutzen die Holzbaubetriebe in der Regel das Sicherheitssystem der Branchenlösung Holzbau Vital. Dieses ist nach den Richtlinien der Eidgenössischen Koordinationskommission für Arbeitssicherheit (EKAS) aufgebaut. Dabei ist es wichtig, dass der Input zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz von der Geschäftsleitung getragen wird und diese die Umsetzung der Massnahmen durchsetzt. In der betrieblichen Sicherheitsorganisation werden Abläufe geregelt, Aufgaben zugeteilt und Aktivitäten wie die Schulung der Mitarbeitenden sowie die Instandhaltung geplant. Wichtige Hinweise liefert das Handbuch zur Gefährdungsermittlung und Massnahmenplanung.
Sicherheit auf der Baustelle
Abläufe in der Produktion können im betrieblichen Sicherheitssystem gut geregelt werden, für Baustellen müssen die Massnahmen zur Arbeitssicherheit aber immer wieder auf das Bauobjekt abgestimmt, also baustellenspezifisch organisiert werden. Zwar werden Massnahmen wie das Aufstellen von Gerüsten und die Montage von Absturzsicherungen meistens von der Bauleitung organisiert, oft fehlen dieser aber die nötigen Fachkenntnisse für weitere spezifische Massnahmen zu den unterschiedlichen Arbeiten. Der Holzbauer muss darum die für ihn wichtigen Massnahmen spezifizieren und bei der Bauleitung bestellen. Nur wenn der Holzbauer selbst vorgibt, wo er Massnahmen braucht, zum Beispiel demontierbare Gerüstteile für die nachträgliche Montage eines Vordaches, wird er die Situation auf der Baustelle auch so vorfinden. Auch muss eine Massnahme so weit geplant werden, dass sie die Anforderung bis zum Abschluss aller Arbeiten erfüllt. Zum Beispiel kann mit der richtigen Geländerkonsole eine Absturzkante so gesichert werden, dass das Geländer auch beim Verlegen der Bodenisolation und der Fussbodenheizung sowie beim Einbringen des Unterlagsboden montiert bleiben kann. Wichtig ist auch, dass der Holzbaubetrieb seine Mitarbeitenden über die festgelegten Massnahmen informiert und wenn nötig dazu ausbildet. Nachfolgend berichten vier Betriebe über ihre Erfahrungen zur Planung der Arbeitssicherheit.
holzbau-vital.ch
Alwin Rütsche
Viele Massnahmen sind schon im betrieblichen Sicherheitssystem bestimmt. Warum ist es für die S. Müller Holzbau AG trotzdem wichtig, bei jedem Objekt die Arbeitssicherheit neu zu beurteilen und die Massnahmen zu bestimmen?
Jedes Projekt ist ein Unikat, wodurch auch die Situationen und die Gefahren von Objekt zu Objekt unterschiedlich sind. Standardisierte Lösungen und Routine sind für die korrekte Umsetzung bei der Planung wie auch bei der Montage ein wichtiger Faktor, jedoch besteht mit der Routine ebenso ein Gefahrenpotenzial. So ist die Arbeitssicherheit bei jedem Bauprojekt von Grund auf nach einem Leitfaden oder einer Checkliste neu zu beurteilen und zu planen.
Was würde passieren, wenn die Arbeitssicherheit nicht im Vorfeld geplant wird?
Mitarbeitende wären unvorbereitet, begäben sich in Gefahr und müssten vor Ort selbst Entscheidungen treffen. Arbeiten müssten wegen des fehlenden Sicherheitsmaterials und mangelnder Massnahmen eingestellt werden. Dies führt zu Leerzeiten, Folgekosten beziehungsweise Mehraufwendungen. Auch hätten die Mitarbeitenden dann keine Möglichkeit, passende Optimierungen vorgängig einzubringen.
Stefan Brügger
Wie ziehen Sie bei der KA Holzbau AG die Planung der Arbeitssicherheit in die Arbeitsvorbereitung (Avor) mit ein?
Schon während der Herstellung der Werkpläne werden die Transport- und Montageabläufe in die Planung mit einbezogen. Es stellen sich immer die gleichen Fragen: Wie kann das Material sicher transportiert werden? Welche Hebemittel braucht es und wie kann eine sichere und rationelle Montage gewährleistet werden?
Wie sind Ihre Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen, wenn es um das gemeinsame Organisieren der Arbeitssicherheit auf Baustellen geht?
Bei grösseren Projekten ist die Zusammenarbeit gut, das Thema Arbeitssicherheit wird professionell angegangen. Die Arbeitsabläufe der einzelnen Arbeitsgattungen werden im Voraus abgesprochen und aufeinander abgestimmt. Auf der Baustelle ist so von Anfang an klar, wer was zu tun hat, und die Zusammenarbeit funktioniert. Bei kleineren Projekten könnte die Zusammenarbeit jedoch oft noch optimiert werden.
Christoph Feuz
Welche positiven Erfahrungen haben Sie bei der Beer Holzbau AG mit der vorgängigen Planung der Arbeitssicherheit gemacht?
Wir haben in letzter Zeit vermehrt Geländerkonsolen bereits im Werk an das Dachrandelement montiert. So müssen auf der Baustelle, vor der Montage, nur doch die Geländerpfosten und Latten eingesteckt werden. Somit ist die Arbeitssicherheit für unsere Mitarbeitenden jederzeit gewährleistet. Das kommt auch den Folgeunternehmen zugute und spart Kosten.
Wie reagieren externe Bauleitungen, wenn Sie ihnen Ihre Bedürfnisse zur Arbeitssicherheit bekannt geben?
Oftmals wird der Kostenpunkt der Massnahmen hervorgehoben. Aber sobald wir durchdachte Lösungen präsentieren, sind immer alle sehr schnell begeistert. Die meisten Bauleitungen sind dankbar über Input und Rückmeldungen.
Andreas Wermelinger
Wie ist bei der Erni Holzbau AG die Planung für die Massnahmen der Arbeitssicherheit für die Baustellen geregelt?
Die projektspezifische Planung der Arbeitssicherheit ist eine der Aufgaben des zuständigen Projektleiters. Die Projektleiter sind sich dieser verantwortungsvollen Aufgabe bewusst und planen die Arbeitssicherheit rechtzeitig. Insbesondere die damit verbundenen Ressourcen wie zum Beispiel Gerüstmaterial oder Arbeitsbühnen müssen entsprechend reserviert werden. So können wir allfällige Engpässe frühzeitig erkennen und entsprechende Ressourcen einmieten.
Wie schätzen Sie die Rentabilität bezüglich der Massnahmen zur Arbeitssicherheit ein?
Es ist mit vielen Dingen im Projekt vergleichbar. Wenn im Projekt frühzeitig die richtigen Lösungen gefunden und organisiert werden, sind wir am Bau effizient und letztendlich auch rentabel.