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02/2023 Helikoptermontage

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Ausbildungspflichtig: Das Anschlagen von Lasten

Bei Unfallabklärungen wurde in den letzten Jahren immer wieder sichtbar, dass Unfälle zunehmend durch fehlerhaftes Anschlagen von Lasten verursacht wurden. Die unsachgemässe Anwendung der Anschlagmittel beruhte zumeist auf fehlenden Kenntnissen. Aus diesem Grund ist das Anschlagen von Lasten an Kranen seit dem 1. Januar 2022 ein Teil der Ausbildungspflicht im Bereich von Arbeiten mit besonderen Gefahren.

Text und Bilder Holzbau Vital, zVg

 

In der Grundausbildung zum Zimmermann/zur Zimmerin EFZ mit vier Lehrjahren wird das Anschlagen von Lasten zusammen mit der Handhabung von Hallenkranen an einem üK-Tag vermittelt. In diesem überbetrieblichen Kurs wird auf die Kranverordnung (Art.6) hingewiesen, gemäss der das Anschlagen von Lasten anzuleiten ist. Mit der entsprechenden üK-Schulung haben die angehenden Zimmerleute die erforderliche Fachkompetenz erworben.


Alle anderen Fachkräfte, die seit Jahren Lasten anschlagen, jedoch keine entsprechende Fachkompetenz in der Ausbildung erworben haben, müssen einen Weiterbildungskurs absolvieren. Dieser Kurs vermittelt die nötigen theoretischen Kenntnisse und wird in einer praktischen Anwendung mit einer Kompetenzüberprüfung abgeschlossen. Die Weiterbildung kann entweder extern oder auch betriebsintern durchgeführt werden.


Externe Ausbildungsstätten sind auf der Website von Holzbau Vital zu finden. Der Vorteil dieser Anbieter liegt für die Holzbauunternehmen darin, dass diese über die erforderliche Fachkompetenz im Bezug auf holzbauspezifischen Herausforderungen verfügen. Bei einer betriebsinternen Schulung besteht ein zusätzlicher Mehrwert darin, dass speziell auf die im Betrieb verwendeten Anschlag- und Lastaufnahmemittel eingegangenen werden kann.


Schulung im Betrieb

Holzbau Vital, die Branchenlösung für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz von Holzbau Schweiz, begleitete eine betriebsinterne Schulung zum «Anschlagen von Lasten an Kranen» bei der Hector Egger Holzbau AG in Langenthal (BE).Bei der Firma arbeiten rund 110 Personen, und Sicherheitsschulungen sind ein zentraler Bestandteil der Firmenphilosophie. Die Hälfte der Belegschaft wurde an einem Nachmittag geschult. Dabei wurde gezielt auf die Vor- und die Nachteile der im Betrieb verwendeten Anschlag- und Lastaufnahmemittel eingegangen.


Um den zunächst durchgeführten Theorieteil einfach und gut abzudecken, griff der Sicherheitsbeauftragte Thomas Rosenberger von der Hector Egger Holzbau AG auf die Präsentation von Holzbau Vital zurück. Die Mitarbeitenden erhielten im firmeneigenen Seminarraum zudem das Suva-Faltblatt «Zehn Regeln für das Anschlagen von Lasten». Auf den Websites von Holzbau Vital und der Suva steht dieses zum Download bereit. Folgende Punkte wurden besprochen:

  • Anwendung der Lastaufnahmemittel
  • Verhalten im Schwenkbereich des Krans
  • Kommunikation mit dem Kranführer
  • Anschlagen gemäss Vorgaben der Arbeitsvorbereitung (AVOR)


Von der Theorie zur Praxis

Im nachfolgenden Praxisteil bildeten die
Teilnehmenden zwei Gruppen. Die zuvor gehörte Theorie wurde von sachkundigen internen Instruktoren in den Gruppen vertieft. Sie zeigten die richtige Anwendung der verschiedenen Anschlagmittel und gingen dabei auf die im Betrieb verwendeten Gerätschaften ein. Mit vorbereiteten Situationen zu Materialtransporten, wie sie fast täglich im Betrieb vorkommen, wurde das Anschlagen von Lasten simuliert. Besondere Aufmerksamkeit erhielten dabei die Details, damit jeder Teilnehmer erkennen konnte, worauf speziell zu achten ist. Neben dem sicheren Anschlagen oder der Zeichengebung für Kranführer ging es auch um die Qualitätskontrolle, die Wartung und den Austausch der Anschlagmittel. Insgesamt brachten die Instruktoren die Teilnehmenden auf den aktuellen Stand der Technik.


Abschliessend wurde das neu Erlernte mit Testfragen von Holzbau Vital überprüft. Über einen QR-Code gelangten die Teilnehmenden mit ihrem Handy zu den Testfragen, die sie selbständig ausfüllten. Im Anschluss an die erfolgreich absolvierte Prüfung erhielten sie von Holzbau Vital ein Diplom sowie ein Dokument, das alle relevanten Informationen der Schulung zusammenfasst. Dank der bereitgestellten Unterlagen von Holzbau Vital konnte der Aufwand für den Betrieb kleingehalten werden.
holzbau-vital.ch

 

 

«Nasse und gefrorene Gurten dürfen nicht eingesetzt werden»

Mathias Gygax ist Zimmermann EFZ und Vorarbeiter bei der Hector Egger AG in Langenthal. Er hat die Kranprüfung bereits vor einigen Jahren absolviert. Hier schildert er seinen Eindruck der betriebsinternen Schulung zum «Anschlagen von Lasten an Kranen».

Herr Gygax, wie bewerten Sie die Schulung, die Sie soeben absolviert haben?

Mathias Gygax: Für mich war die Schulung eine Repetition und Festigung von schon erlerntem Wissen. Damit konnte ich meine Kenntnisse zum Anschlagen von Lasten, die ich bei der Hector Egger Holzbau AG nahezu täglich einsetze, wieder auf den neusten Stand bringen. Die Schulung war mit Theorie- und Praxisteil gut aufeinander aufgebaut. Die Möglichkeit der Online-Fragestellung halte ich für eine gute Sache. Sie rundet die Schulung ideal ab. Hilfreich finde ich auch das Plakat «Anschlagen von Lasten». Es enthält kurze Beschreibungen zu Bildern, die einfach zu verstehen sind. Die Anschlagmittel, mit denen wir bei der Hector Egger AG arbeiten, werden vor Gebrauch immer einer visuellen Kontrolle unterzogen. Ausserdem prüfen wir die Etiketten hinsichtlich des Ablaufdatums. Gut zu wissen: Nasse und gefrorene Gurten dürfen nicht eingesetzt werden.