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«Die Stunden habe ich noch nie gezählt»

Seit vier Jahren ist Hansjörg Steiner Präsident von Holzbau Schweiz, zuvor war er seit 2007 Mitglied der Zentralleitung und später Vizepräsident. Mit der Generalversammlung am 1. September in Luzern endet seine erste Amtszeit. Er stellt sich für weitere vier Jahre zur Wahl.

Interview Dorothee Bauland Bild Holzbau Schweiz


Herr Steiner, wie haben Sie sich Ihre Aufgaben und Tätigkeiten bei Amtsantritt vorgestellt und was ist dann tatsächlich passiert?
Mir war klar, dass in der Führung des Verbands ein Wandel stattfinden wird beziehungsweise muss. Ich selber konnte nur beschränkt Ressourcen zur Verfügung stellen. Die eigene Firma sollte immer an erster Stelle stehen. Dem war in den ersten Monaten definitiv nicht so. Die Mitglieder der Zentralleitung brauchten Zeit, um die Verantwortung in ihren Ressorts zu übernehmen. Auch die Geschäftsleitung musste erst eigenständiger funktionieren. Wenig Vorstellung hatte ich von der Anzahl der Sitzungen oder der Termine aus dem Umfeld von Holzbau Schweiz. Es gibt Dachverbände, Bildungsinstitute, Leistungspartner, andere Verbände, die Politik, die alle Termine einfordern. Diese Vernetzung ist sehr wichtig. Deren Pflege braucht viel Zeit.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Unsicherheiten, Lieferengpässe und Kostenexplosionen haben nicht nur der Holzbaubranche einiges abverlangt. Was waren für Sie als Präsident von Holzbau Schweiz die grössten Herausforderungen?

Für mich war das Wichtigste, dass die Holzbaubetriebe stets arbeiten konnten. Bei allen Herausforderungen sind wir als Verband ruhig geblieben. Wir haben, wenn nötig, bei übergeordneten Stellen Einfluss genommen, Hilfsmittel zur Verfügung gestellt und unsere Mitglieder regelmässig, aber nicht übermässig informiert.


Welche Themen beschäftigen den Verband Holzbau Schweiz aktuell am meisten?

Die Hauptaufgabe des Verbands ist die Bildung. Sie ist aufgeteilt in die Grundbildung, die höhere Berufsbildung und das lebenslange Lernen. Ein zentrales Projekt ist das Holzbau-LAB. Die Arbeiten bei Holzbau Schweiz sind spannend und divers: die Normenwelt, die Arbeitssicherheit, die Abarbeitung von Gesuchen, das Organisieren der zahlreichen, auch internen, Anlässe, die beiden Magazine, die politische Arbeit, die Sitzungen mit anderen Verbänden und den Dachverbänden, die Zusammenarbeit mit den Gewerbeschulen, Fachhochschulen, der interne Austausch mit den Sektionen oder den ÜK- Zentren, die Leistungspartner und die Sozialpartnerschaft – all das und vieles mehr will gepflegt sein. Die Zentralleitung und das Team am Zentralsitz sind gefordert. Das Marketing mit den Messen und sonstigen Anlässen kann sehr zeitintensiv sein. Das Ressort Finanzen wird nicht weniger mit all den Kassen, die man kennen muss. Bei Unsicherheiten läuft das Telefon im Rechtsdienst heiss.

Und was kommt künftig auf den Verband und die Branche zu?

Viele Projekte sind angestossen. Nun müssen sie zu Ende gebracht werden. Dann fordert die Branche beispielsweise den Beruf der Holzbauzeichnerin, des Holzbauzeichners. Die politische Arbeit, das Networking innerhalb der Dachverbände und der Partnerverbände, die Zusammenarbeit mit den Ausbildungsstätten und jene innerhalb der Wertschöpfungskette Holz müssen gefestigt werden. Die Ressource Holz ist endlich. Der Holzbau muss sich seinen Anteil sichern. Die Zahl der Lernenden im Holzbau ist nach wie vor sanft steigend, die höhere Berufsbildung hat konstant hohe Zahlen. Die Branche muss sich trotzdem anstrengen, innovativ zu sein, und als attraktiver Arbeitgeber fungieren. Nicht zuletzt wird es für Holzbau Schweiz eine Herausforderung sein, einerseits den Anliegen der kleineren gewerblichen Betriebe und andererseits jenen der grösseren Betriebe mit industrieller Fertigung gerecht zu werden. Persönlich würde ich mir wünschen, dass das Holzbau-LAB rasch vollständig akzeptiert wird.

Für das Präsidium von Holzbau Schweiz sind 30 Stellenprozente definiert. Hand aufs Herz: Reicht das aus?

Meine Arbeit als Präsident von Holzbau Schweiz mache ich sehr gerne. Die Stunden habe ich noch nie gezählt oder aufgeschrieben. Überdies gönne ich mir die nötigen Ruhezeiten mit der Familie oder bei der Jagd. Vor allem aber werde ich von meinem Betrieb sehr unterstützt.

Wie konnten Sie Ihr Engagement als Präsident mit der Führung Ihres Betriebs, der Schäfer Holzbautechnik AG, vereinen?
Die Firma hat einen kooperativen Verwaltungsrat, eine agile, gut funktionierende Geschäftsleitung und wahrlich tolle Mitarbeitende. Dennoch mussten wir bei der Schäfer Holzbautechnik AG die Organisation anpassen. Die Geschäftsleitungsmitglieder Marc Huggenberger und Gaby Stirnemann tragen nun deutlich mehr Verantwortung. Ohne ihr grosses Engagement für unsere Firma wäre mein Einsatz für den Verband nicht möglich. Ihnen beiden, aber auch dem ganzen Team der Schäfer Holzbautechnik AG herzlichen Dank, dass sie mir das ermöglichen.

Trotz der vielen Herausforderungen stehen Sie für eine weitere vierjährige Amtszeit als Präsident von Holzbau Schweiz zur Verfügung. Was hat Sie dazu bewogen?

Die Aufgabe macht wirklich Spass. Die vielfältigen Begegnungen mit allem Drumherum sind inspirierend und motivierend. Holzbau Schweiz hat sich in meiner ersten Amtsperiode in der Organisation sehr verändert. Bei der Trennung zwischen den strategischen Aufgaben und den operationellen Arbeiten sind wir gut unterwegs. Als Präsident von Holzbau Schweiz nimmt man von Amtes wegen Einsitz in Dachorganisationen wie Lignum, Gewerbeverband, Bauen Schweiz oder den Arbeitgeberverband. Dabei lernt man viele Personen aus Parlament, Behörden oder anderen Verbänden kennen. Der Aufbau dieser Beziehungen braucht Zeit. Man hört am Anfang eher zu und bringt sich dann vermehrt ein. Die Ernte aus diesem Umfeld kommt vermehrt in der zweiten Amtsperiode.

Ein Präsident kann nur so gut sein wie das Team, das hinter ihm steht. Was erwarten Sie von den Kolleginnen und Kollegen aus der Zentralleitung, vom Zentralsitz und aus der Branche?

Die Zentralleitung und die Mitarbeitenden am Zentralsitz sind ein starkes Team. Mir bleibt nur der grosse Dank an alle für die persönliche Unterstützung und die eindrückliche Arbeit zugunsten von Holzbau Schweiz. Als Branche dürfen wir selbstbewusst auftreten. Holz ist ein Premium-Produkt mit unglaublichen Eigenschaften. Wir dürfen es gerne, ja müssen es entsprechend in Wert setzen.