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08/23 Zimmerin on Tour

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Entwicklungsprojekt Holzinnovationszenter Ostafrika

Im Rahmen einer Projektarbeit der Berner Fachhochschule Holz in Biel suchten die drei Studenten des Studiengangs Techniker HF Mischa Bucher, Damian Herger und Adrian Zimmermann nach einer sinnvollen Herausforderung bei einem Hilfs- oder Entwicklungsprojekt. Über Umwege gelangten sie zu Simon Bosch. Der Berner Holzbauingenieur ist seit 2020 als Projektleiter für die deutsche Non-Profit-Organisation Fairventures Worldwide in Uganda tätig. Fairventures Worldwide pflanzt in ganz Uganda zusammen mit lokalen Communities und Bauern Bäume, um degradierte Flächen wieder aufzuforsten. Das aufgeforstete Holz dient dann der lokalen Bevölkerung als Baustoff oder Brennholz, um den Druck auf die umliegenden Regenwälder in den Nachbarländern zu reduzieren. Durch das starke Bevölkerungswachstum in Ostafrika steigt auch immer mehr das Interesse am Rohstoff Holz als Baumaterial. Deshalb arbeitet Fairventures Worldwide entlang der gesamten Holzwertschöpfungskette, um einerseits erschwinglichen Wohnraum durch Holzbau zu schaffen und andererseits den aufgeforsteten Hölzern einen Mehrwert zu geben, was schlussendlich den lokalen Bauern zugutekommt. In Zusammenarbeit mit deutschen sowie lokalen Architekten und Ingenieuren wurden erste Entwürfe als Projektarbeit für ein Holzinnovationszentrum für Ostafrika erarbeitet. In den darauffolgenden zwei Jahren wurden dann vor Ort verschiedene Partner gesucht, die Baubewilligung eingeholt und der ganze Aufbau geplant. Nach einiger Verzögerung durch die Coronapandemie sowie einem Ebola-Ausbruch konnten die drei Zimmermänner im Januar 2023 für drei Monate nach Uganda reisen. Als Vorarbeit baute Simon Bosch vor Ort mithilfe von einheimischen Handwerkern eine Presse auf, mit der die ersten Brettschichtholzträger verleimt werden konnten, die für die Aufstockung gebraucht wurden. Da die Bäume von Fairventures Worldwide noch zu jung sind, um verbaut zu werden, wurde das Bauprojekt aus FSC-zertifiziertem Kiefernholz errichtet, welches in ausreichenden Mengen auf dem ugandischen Holzmarkt verfügbar ist. In einer grossen Werkhalle etwas ausserhalb von Kampala konnten die Schweizer in Zusammenarbeit mit ugandischen Handwerkern das Kiefernholz abbinden und daraus Holzrahmenelemente sowie Nagelplattenbinder produzieren. Anschliessend wurde die Dachaufstockung mit viel Handarbeit inmitten des Stadtzentrums von Kampala auf einem dreistöckigen bestehenden Gebäude aufgerichtet. Nach rund zehn Wochen Arbeitszeit konnte die Aufrichte des ersten Holzbaus dieser Art in Uganda gefeiert werden. Der rund 26 Meter lange Holzbau im Herzen von Kampala gilt heute als Leuchtturmprojekt und bringt Fachleute und Interessensvertreter aus der Forstwirtschaft und dem Bausektor zusammen. In einer nächsten Projektphase wird das Gebäude als Ausbildungsstätte für Schulungen für Architekten, Ingenieure, Planer sowie Zimmerleute dienen, mit dem Ziel, den nachhaltigen Rohstoff Holz vermehrt im Bausektor zu verwenden. bfh.ch