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01/24 Holzbau für Helden

BEWEGEN

Hier klingt’s nach Holz

Als Forstunternehmen und Holzindustriebetrieb veredelt die Florinett AG in Bergün (GR) Hölzer aus der nächsten Umgebung – zum Beispiel für den Bau von Musikinstrumenten.

Text David Coulin Bilder zVg

 

«Wir verwalten hier das waldbauliche Erbe der Walser», sagt Andrea Florinett, und zeigt plentermässig gestufte Fichtenbestände. «Wie unsere Vorfahren pflegen auch wir diese nachhaltige Nutzung.» Die Florinett AG tut dies zuerst einmal als Forstunternehmen mit einer über 40-jährigen Geschichte. Mittlerweile sind rund 60 Mitarbeitende im Unternehmen tätig. Sie sind immer wieder in den Wäldern von Mittelbünden und dem Engadin unterwegs, um unter anderem mit vier LKW, drei Seilbahnkrananlagen, zwei Kippmasten und vier Traktoren den edlen Rohstoff Holz aus den umliegenden Gebirgswäldern zu bergen und zu einem grossen Teil dem neuen regionalen Gross-Sägewerk Resurses in Tinizong zuzuführen. Aber auch Hangsicherungen und Lawinenverbauungen gehören ins Repertoire der Florinett AG, die zudem im Rund- und Energieholzhandel tätig ist.


Sägerei als Edelboutique

Vor rund zwanzig Jahren haben die beiden Brüder Rico Florinett und Andrea Florinett zusammen mit den drei Söhnen von Rico die damals defizitäre Gemeindesäge von Bergün zugekauft. Sie besteht im Wesentlichen aus einer Blockbandsäge, einer Hobelmaschine sowie einer Maschine zum Bürsten und neu auch zum Finieren. Finieren? «Mit dieser Maschine können wir feinste Holzlamellen mit einer glänzend glatten Oberfläche versehen», sagt Andrea Florinett. Damit sei gesagt, dass hier keine grobe Zimmermannsware hergestellt wird. «Dafür ist unser Sägewerk mit seinen jährlich rund 3300 Kubikmetern Rundholzdurchlauf viel zu klein.» Vielmehr trifft man hier auf eine Sägerei-Edelboutique. «Unser Kapital sind die feinjährigen Fichten, Lärchen, Föhren und Arven, wie sie fast nur in dieser Höhenlage vorkommen», erläutert Andrea Florinett. Daraus entstehen in der eigenen Schreinerei neben massgefertigten Standardholzprodukten für Schreiner und Fensterbauer auch Produkte wie Hochbeete, Rundholzbänke, Gartenmöbel, aber auch Querabschläge und Kisten für den Transport von Biokartoffeln aus der Region. «Besonders stolz sind wir auf unsere in einfacher Strickbauweise zusammengefügten Bergholzbetten», betont Andrea Florinett.


Vom Bergdorf in die weite Welt
Dabei verschweigt er, dass einige hundert Meter über Bergün, in seinem Elternhaus in Latsch, unter demselben Firmendach nichts weniger als das Klangholz der Zukunft entsteht. Statt Heu wird in der angebauten, winddurchlässigen Scheune so genanntes Resonanzholz getrocknet. Wie Würste hängen die Holzscheite da, oder sie sind in Gestellen fein geordnet gestapelt und angeschrieben – «Mandoline» steht da etwa, «Violine», «Gitarre». «Teils werden die Hölzer noch vakuumiert», beschreibt Andrea Florinett das Vorgehen. «Organische Teile sterben dabei ab und Harz kristallisiert aus. Resultat sind Lamellen mit weniger Gewicht und besserem Schwingungsverhalten.» Für jeden Instrumententyp sind finierte Holzlamellen in rund sieben verschiedenen Qualitäten klassiert. Dazu werden die Umrisse des Instrumentenkörpers auf die Leisten aufgezeichnet. Über 400 verschiedene Klanglamellen für die unterschiedlichsten Musikin­strumente werden sodann in über 40 Länder verkauft, wobei die Hausmarke Tonewood auf dem Markt für Fichten-Instrumentenholz international – zusammen mit der chinesischen Tochterfirma Picea – zu den ganz grossen Playern gehört. «Es sind unglaubliche Schätze, die in unseren Bergwäldern schlummern», sagt Andrea Florinett dazu, und: «Es ist unsere noble und dankbare Aufgabe, diese Schätze zu heben und gebührend in Wert zu setzen.» florinett-holz.ch



Diese Serie ist Produkt einer Zusammenarbeit mit Marketing Schweizer Holz.