07/23 Holzbausteine

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Michael Bieri holt Silber für die Schweiz

In der polnischen Stadt Danzig kämpften Anfang September 17 Schweizer Berufstalente in 16 Disziplinen um den Europameistertitel. Einer davon war Zimmermann Michael «Michu» Bieri aus Wachseldorn (BE). Er sicherte sich an den EuroSkills die Silbermedaille im Wettkampf der neun Zimmerleute.

Text Dorothee Bauland Bilder SwissSkills

 

Fokus Zeitmanagement
«Der enorme Zeitdruck war die grösste Herausforderung für Michu», weiss Betreuer Michael Hürbin, der den jungen Zimmermann an die EuroSkills nach Danzig begleitet hat. Es waren sicher einige der intensivsten Tage in seinem bisherigen Leben, so Hürbin: «Michu war jeden Tag von oben bis unten durchgeschwitzt.» Ab der ersten Minute waren alle Kandidaten zeitlich sehr unter Druck. Michael Bieri kam jedoch sehr gut voran. «Er war zeitlich gesehen immer vorne dabei. Unser Ziel war jedoch ein anderes», blickt Michael Hürbin auf die nervenaufreibenden Wettkampftage zurück. «Durch die vielen Trainingseinheiten im Vorfeld konnten wir wertvolle Erfahrungswerte im Zeitmanagement sammeln und im Wettkampf zu seinem Vorteil nutzen. Wir stellten mithilfe unserer Erfahrungswerte einen eigenen Zeitplan auf. Diesen einzuhalten war unser Ziel, egal wo die anderen standen.» Und er ergänzt: «Klar mussten wir den Zeitplan während des Wettbewerbs immer wieder etwas anpassen. Jedoch half dieser, dass Michu sein Modell fertigstellen konnte.» Das ist tatsächlich nur drei der insgesamt neun Kandidaten im Berufswettkampf der Zimmerleute gelungen. Nur ein kleiner Patzer am letzten Wettkampftag ist Michu Bieri unterlaufen. Beim Anreissen der Treppenwangen hat er die Treppenwangen so platziert, dass beim oberen Abschnitt eine kleine Ecke auf der Innenseite fehlte. Am fertigen Modell war das Missgeschick zwar nur noch für die Experten ersichtlich, aber auf deren Bewertung kommt es bei dem Wettkampf schliesslich an.

Mentale Grenzerfahrung
Bereits während der Wettkämpfe zeichnete sich mit Deutschland, Schweiz und Frankreich eine Spitzengruppe ab. Die Wettkämpfer aus diesen drei Ländern schafften es am Ende auch aufs Siegerpodest. Der Deutsche Jonas Lauhoff holte mit insgesamt 733 Punkten und einem Vorsprung von nur zwei Punkten die Goldmedaille und damit den Europameistertitel. Der Schweizer Michael Bieri (731 Punkte) wurde Vize-Europameister und der Franzose Romain Simon (724 Punkte) sicherte sich die Bronzemedaille. Vor Ort unterstützt wurde Michael Bieri nicht nur durch seinen Betreuer Michael Hürbin, sondern auch durch seine Familie, Freunde und seinen Lehrbetrieb, der Santschi Holzbau GmbH aus Uetendorf (BE). Und natürlich auch durch die zahlreichen anderen Schweizer Fans, die an den Wettkampfort gereist sind. «Die EuroSkills waren mein erster grosser Wettkampf», fasst Michael Bieri die Zeit in Danzig zusammen. «Es lief über die drei Wettkampftage sehr gut für mich und ich konnte mein Bestes geben. Mit meiner Leistung bin ich schlussendlich sehr zufrieden», freut sich der Vize-Europameister der Zimmerleute über seinen Erfolg. «Mental gab es sicher Momente, in denen ich an meine Grenzen stiess. Aber durch die professionelle Unterstützung gelang es mir, alles aus mir herauszuholen.»

«Ich konnte mein Bestes geben»

Michael Bieri, Vize-Europameister der Zimmerleute

Ein Hoher Schwierigkeitsgrad

Die europäischen Zimmerleute haben ihre Berufsmeisterschaft zum ersten Mal innerhalb der EuroSkills ausgetragen, statt wie bis anhin als Wettbewerb unter der Schirmherrschaft von Timber Construction Europe, dem europäischen Dachverband der Holzbauverbände. Die Aufgabe für die Zimmerleute war die Erstellung eines Pavillonmodells, unterteilt in drei Module. Das erste Modul bestand aus drei Riegelwänden. «Die Verbindungen der einzelnen Hölzer waren sehr arbeitsintensiv», erklärt Betreuer Michael Hürbin. «Durch die vielen geforderten Verbindungen wurde schnell klar, dass die vorgegebene Zeit von 18 Stunden sehr knapp werden würde.» Das zweite Modul war ein Satteldach, dessen Aussteifung mit Andreaskreuzen ausgeführt werden musste. «Diese stellten den höchsten Schwierigkeitsgrad an der gesamten Aufgabe dar», weiss der Experte. Das dritte Modul bestand aus einem Podest, das mit einem Terrassenrost verkleidet wurde. Den Übergang vom Boden zum Podest erschloss sich durch eine Treppe. «Die Schwierigkeit im letzten Modul bestand darin, dass die Wangen konisch voneinander wegführten», ordnet Hürbin ein. «Beim Bearbeiten der Hölzer zeigte Michu unglaubliche Stärken. Diese konnte er im Verlauf des Wettkampfs hervorragend ausspielen.»

 

731 Punkte

erreichte Michael Bieri