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01/24 Holzbau für Helden

BAUEN

Schönster Platz für Velos

Die Schulen im Kantonshauptort Appenzell werden von rund 1000 Schülerinnen und Schülern besucht. Rund 15 bis 20 Prozent davon fahren mit dem Velo zum Schulgebäude Gringel 2 – und dürfen ihr Gefährt nun in einem hölzernen Meisterwerk unterstellen.

Text Dorothee Bauland Bilder Philipp Griesemer Pläne mfw Architekten AG

 

In der Schulgemeinde Appenzell wachsen die Schülerzahlen nach den geburtenschwachen Jahrgängen seit einiger Zeit wieder kontinuierlich und werden gemäss Berechnungen in den Jahren 2029/2030 einen Höchststand von rund 1200 Lernenden erreichen. Die Schulgemeinde hat sich dem Thema des wachsenden Platzbedarfs frühzeitig angenommen und von 2020 bis 2022 auf dem Schulareal Gringel für rund 12,45 Millionen Franken die erforderlichen baulichen Umbau- und Sanierungsmassnahmen inklusive Sportplatzneubau umgesetzt. Geplant wurde das Projekt von der mfw Architekten AG aus Appenzell.


345 Quadratmeter Platz
Das Tüpfelchen auf dem i war zu guter Letzt der neue Velounterstand beim Gebäude Gringel 2. Die Konstruktion wurde ebenfalls von den mfw Architekten geplant, durch das Lignitec Ingenieurbüro für Holzbau aus Gossau (SG) berechnet und dann durch die Holzbau Albert Manser AG aus Gonten (AI) vorgefertigt und im September 2023 aufgerichtet. Die Vorgabe der Baukommission sah vor, dass Platz für gegen 160 Velos geschaffen werden soll. Ausserdem sollte der Unterstand nicht zu grob wirken und sich gut in die Umgebung integrieren. Für die Konstruktion stand eine Fläche von rund 345 Quadratmetern zu Verfügung. Das ermöglichte eine Abmessung von 19,5 Meter auf 17,5 Meter. Der Bau wurde seitens der Gemeinde mit 680 000 Franken budgetiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und die Baubeteiligten sind sich einig: «Das ist wohl einer der schönsten Velounter­stände der Schweiz!»


Dreifache Ausführung
Die Holzbau Albert Manser AG fertigte die Schrägstützen für den Unterstand aus Massivholz. Der Clou am Bauwerk sind die gekehrten Satteldächer. Diese wurden in dreifacher Ausführung in Modulen vorgefertigt und vor Ort aneinandergereiht. Für die Dachmodule kamen 19 Kubikmeter Mehrschichtplatten sowie 16 Kubikmeter Leimholz (DUO) und Brettschichtholz zum Einsatz. Ein Blickfang im Bauwerk sind die Holzfächer, welche die Konstruktion akzentuieren. Die gesamte Konstruktion beinhaltet drei Reihen, unterteilt in je drei Felder und diese wiederum mit jeweils neun Abstellmöglichkeiten auf beiden Seiten. Die Dächer jeder Reihe werden von vier dreiteiligen Holzstützen getragen, die Stützen (16 cm × 16 cm) stehen mittels Stahlfüssen auf einem Betonfundament. «Diffizil war die Genauigkeit bei der Abstimmung der Anschlüsse zu den Betonstützen», erinnert sich Projektleiter Stefan Inauen, Holzbautechniker HF. Aber auch die Montage an sich sei herausfordernd gewesen. Die mit Spenglerblech verkleideten Dächer werden über eine mittig liegende Regenrinne entwässert. Von der Planung über die Vorfertigung – hier war vor allem die Konstruktion der Dachelemente ein forderndes Unterfangen – bis hin zur Montage beschäftigte das Projekt die Albert Manser AG rund vier Monate.
manser-holzbau.ch, mfw-architekten.ch

Neubau Velounterstand

Projekt: Velounterstand für rund 160 Velos, Appenzell
Bauherrschaft: Schulgemeinde Appenzell
Baujahr: 2023
Architektur: mfw Architekten AG, Appenzell
Ingenieur: Hersche Ingenieure AG, Gais (AR)
Gesamtbauleitung: rsp Bauleitung AG, Herisau (AR)
Holzbauingenieur: Lignitec Ingenieurbüro für Holzbau, Gossau (SG)
Holzbau: Holzbau Albert Manser AG, Gonten (AI)
Gesamtbaukosten: CHF 650 000, davon Holzbau CHF 170 000
Abmessung: 19,5?m × 17,5?m


Holzbau Albert Manser AG

Die Holzbau Albert Manser AG feiert in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag. Die Firma in Gonten (AI) wurde 1954 von Albert und Martha Manser-Inauen gegründet. Seit 1995 wird der Zimmerei- und Schreinereibetrieb in der 2. Generation durch Albert Manser-Rechsteiner geführt. Aktuell beschäftigt das Unternehmen rund 20 Mitarbeitende, davon sechs Lernende.