05/2025 Hochprozentig
BEWEGEN
Sicherer Einsatz von Leitern
Der sichere Umgang mit Leitern ist ein zentraler Bestandteil der Arbeitssicherheit im Holzbau. Die Sprenger Söhne Holzbau AG zeigt vorbildlich, wie mit gezielter Schulung, bewusster Auswahl des Arbeitsmittels und konsequenter Umsetzung gesetzlicher Vorgaben der Unfallschutz verbessert, die Effizienz gesteigert und die Wirtschaftlichkeit im Arbeitsalltag erhöht werden kann.
Text und Bilder Holzbau Vital
Die Sprenger Söhne Holzbau AG mit Sitz im Raum Winterthur ist ein etablierter Holzbaubetrieb mit 33 Mitarbeitenden. Vom Elementbau über Umbauten bis hin zu Verglasungen, Terrassenböden und Carports bietet das Unternehmen ein breites Leistungsspektrum an. Dabei stehen Qualität, Innovation und Arbeitssicherheit im Zentrum.
Um die Sicherheit bei Arbeiten in der Höhe weiter zu verbessern, hat die Firma gezielt eine Schulung zum sicheren Einsatz von Leitern durchgeführt. Ziel war es, die Mitarbeitenden für Gefahren zu sensibilisieren und sie dazu zu befähigen, situativ das passende Arbeitsmittel auszuwählen. Die Schulung beinhaltete sowohl theoretische Grundlagen als auch praktische Beispiele – etwa zur Wahl zwischen Leiter, Rollgerüst, Podestleiter oder Hebebühne. Auch der sachgerechte Umgang mit der Podestleiter in der Werkstatt wurde vertieft.
Rechtliche Grundlagen
Gemäss der Bauarbeitenverordnung (BauAV, Artikel 20 u. 21) sowie den Richtlinien der Suva gelten folgende Grundsätze für die Verwendung von Leitern:
- Leitern dürfen nur verwendet werden, wenn sie standsicher, unbeschädigt und geeignet sind.
- Leitern müssen auf tragfähigem Untergrund stehen und gegen Wegrutschen, Drehen oder Kippen gesichert sein.
- Arbeiten von Leitern aus sind nur zulässig, wenn kein anderes Arbeitsmittel sicherer ist.
- Ab einer Absturzhöhe von über zwei Metern sind Leitern nur für kurzfristige Arbeiten erlaubt – zusätzlich müssen Absturzsicherungen vorhanden sein.
- Bei Anstellleitern dürfen die obersten drei Sprossen nur betreten werden, wenn eine Austrittsplattform mit Haltevorrichtung vorhanden ist.
- Bei Bockleitern dürfen die obersten zwei Sprossen nicht betreten werden. Sie dürfen nur vom Leiterfuss aus begangen und verlassen werden.
- Bei Arbeiten ab zwei Metern Standhöhe sind Plattform- und Podestleitern mit starrer Durchgangssperre vorgeschrieben.
- Stufenleitern sind Sprossenleitern grundsätzlich vorzuziehen.
Die Mitarbeitenden der Sprenger Söhne Holzbau AG wissen nach der internen Schulung genau, wann Leitern erlaubt sind und wann Alternativen verwendet werden müssen: Der Leitereinsatz ist zulässig, wenn die Standhöhe unter zwei Metern liegt und die Tätigkeit nur kurz dauert. Bei Flächenarbeiten auf der Baustelle kommen Rollgerüste, Podestleitern oder Hebebühnen zum Einsatz. In der Werkstatt wird konsequent mit Podestleitern mit Geländer gearbeitet. Alle Leitern werden regelmässig kontrolliert und gewartet und die Ergebnisse dokumentiert.
Weitere Informationen und Merkblätter gibt es auf der Website von Holzbau Vital. holzbau-vital.ch
«Unsere Leute wissen, wann und wie sie eine Leiter korrekt einsetzen»
Herr Brunner, wie häufig kommen Leitern in Ihrem Betrieb im Arbeitsalltag zum Einsatz und in welchen Situationen sind sie besonders praktisch?
Hans Brunner: Leitern werden bei uns täglich gebraucht – vor allem bei kurzfristigen oder nicht eindeutig planbaren Einsätzen.
Gerade bei Spontaneinsätzen wird oft zur Leiter gegriffen. Umso wichtiger ist es, dass das richtige Arbeitsmittel bewusst gewählt wird und alle Mitarbeitenden wissen, in welchen Situationen eine Leiter sinnvoll oder eben nicht sinnvoll ist.
Wann greifen Ihre Mitarbeitenden zu einer Anstellleiter, wann zu einer Plattform- oder Podestleiter?
Das hängt vom Einsatzzweck ab: Eine Anstellleiter nutzen wir zum Beispiel als Zugang bei Höhendifferenzen und wenn kein anderes Mittel geeigneter ist. Podestleitern setzen wir ein, wenn ein sicherer Stand erforderlich ist – etwa bei Arbeiten an Wänden oder Decken. Besonders bei Tätigkeiten, die nicht flächig ausgeführt werden müssen, bieten Podest- oder Plattformleitern deutlich mehr Sicherheit.
Welche Vorteile bieten Podest- und Plattformleitern mit grosser Standfläche und Umwehrung im Vergleich zur klassischen Sprossenleiter?
Durch die grössere Standfläche hat man eine bessere Balance und einen ruhigeren Stand. Das erhöht die Sicherheit deutlich. Die seitlichen Stützen und die Umwehrung sorgen zusätzlich für Schutz. Man steht waagrecht, was die Belastung reduziert und ermüdungsfreieres Arbeiten ermöglicht, besonders bei längeren Einsätzen.
Die Bauarbeitenverordnung schreibt ab zwei Metern Standhöhe eine starre Durchgangssperre vor. Wie setzen Sie das in Ihrem Betrieb um und welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wir besitzen eine entsprechende Podestleiter mit verstellbarer Höhe und integrierter Durchgangssperre. Diese wird von unseren Mitarbeitenden geschätzt, weil sie leicht zu transportieren ist und einen einfachen, sicheren Einstieg bietet. Wichtig ist, dass sie nur auf festem Untergrund verwendet wird. Darauf achten wir konsequent.
Gibt es bei der Sprenger Söhne Holzbau AG interne Regeln zur Nutzung von Sprossen oder Stufen bei Anstell- und Bockleitern?
Ja, bei uns ist klar geregelt, welche Sprossen nicht betreten werden dürfen. Bei Bockleitern sind die obersten zwei, bei Anstellleitern die obersten drei Sprossen tabu – es sei denn, eine Plattform mit Haltemöglichkeit ist vorhanden. Unsere Leute wissen, wann und wie sie eine Leiter korrekt einsetzen.
Bei Flächenarbeiten sollen Alternativen wie Rollgerüste oder Hebebühnen verwendet werden. In welchen Fällen greifen Sie bewusst zu diesen Mitteln?
Bei längeren Tätigkeiten oder flächigen Arbeiten setzen wir gezielt auf Rollgerüste oder Hebebühnen, weil diese wirtschaftlicher und sicherer sind. Schon in der Planung überlegen wir, welche Alternativen verfügbar sind. Wichtig ist uns, dass die Mitarbeitenden sich auch selbst Gedanken machen, welches Arbeitsmittel unter dem Strich schneller und effizienter ist – und nicht nur auf die reine Rüstzeit schauen.
Der sichere Zustieg wird oft übersehen. Wie stellen Sie sicher, dass auch der Weg zur Arbeitsposition gut durchdacht ist?
Durch die Schulung haben wir unsere Mitarbeitenden dahingehend sensibilisiert. Sie sind in der Lage, auch auf neuen Baustellen selbständig zu beurteilen, welches Arbeitsmittel für einen sicheren Zustieg oder die Arbeitsposition geeignet ist.
Welche Tipps würden Sie anderen Betrieben geben, um Leitern sicher und
effizient einzusetzen – auch ohne aufwendige Schulungen?
Ich empfehle, regelmässig kurze Schulungseinheiten in den Arbeitsalltag zu integrieren, etwa an Teamsitzungen. So bleibt das Thema präsent. Zudem sollte das Kader bereits in der Planung Alternativen wie zum Beispiel Podest-Plattformlösungen einbeziehen. Wichtig ist auch, die Mitarbeitenden zu beteiligen, denn sie sind es, die das Arbeitsmittel am Schluss einsetzen. Unsere Erfahrung zeigt: Wenn man bewusst auf den richtigen Einsatz achtet, werden viele Arbeiten schneller, effizienter – und sicherer erledigt.
Praxis-Tipps für den Betrieb
- Podestleitern haben eine Standfläche von mindestens 0,4 m × 0,4 m und maximal 1,0 m × 1,0 m.
- Plattformleitern haben eine ideale Standfläche 0,36 m × 0,36 m.
- Ab 2 Metern Standhöhe sind nur Leitern mit starrer Durchgangssperre und seitlichem Fallschutz (1,0 m Höhe) erlaubt.
- Tritte: Bis 1 Meter Höhe dürfen auch die obersten Stufen bestiegen werden.
- Vor dem Einsatz: Immer prüfen, ob gegebenenfalls ein sichereres Arbeitsmittel verfügbar ist.
- Leitern sollten mindestens jährlich visuell geprüft und dokumentiert werden.
- Leitern sind keine Dauerarbeitsplätze – bei wiederholten Tätigkeiten sind Alternativen zwingend vorzuziehen.
- Sicherheitsvorgaben müssen aktiv vorgelebt und eingefordert werden – auch von der Führung.