05/2025 Hochprozentig
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«Wir wollen wissen, wo der Schuh drückt»
Alle fünf Jahre wird die Grundbildung für die Berufe Zimmerin/Zimmermann EFZ und Holzbearbeiter/in EBA überprüft – aktuell ist es wieder so weit. Im Interview erläutert Gerardo Dapoto, Projektleiter Grundbildung bei Holzbau Schweiz, die Hintergründe und Ziele der Fünf-Jahr-Überprüfung.
Text und Bild Holzbau Schweiz
Herr Dapoto, warum wird die Grundbildung jetzt überprüft?
Gerardo Dapoto: Das ist einerseits gesetzlich vorgeschrieben, andererseits wollen wir herausfinden, ob die Ausbildung noch zu den Anforderungen in der Praxis passt. Also ob die Bildungsinhalte und die zentralen Rahmenbedingungen noch aktuell sind. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit, um die Meinung der Berufsbildner/innen, üK-Leitenden und Lernenden einzuholen. Ziel dabei ist, den Handlungsbedarf zu erkennen. Vielleicht müssen wir den Bildungsplan anpassen, das Qualifikationsverfahren optimieren oder die Zusammenarbeit zwischen Betrieb, Schule und üK-Zentren verbessern. Je nach Resultat der Umfrage kann es zu kleineren Anpassungen oder einer grösseren Revision führen.
Heisst das, eine Totalrevision kann bevorstehen?
Noch ist nichts entschieden. Es gibt drei Möglichkeiten: keine Revision, eine Teilrevision oder eine Totalrevision. Das hängt ganz von den Rückmeldungen aus der Umfrage ab.
Was sind die Themen, die Sie besonders beschäftigen?
Der Umgang mit neuen Technologien zum Beispiel, etwa digitale Werkzeuge oder Solartechnik, die auf den Baustellen heutzutage eine grössere Rolle spielen. Ziel ist herauszufinden, ob diese Kompetenzen in der aktuellen Ausbildung ausreichend vermittelt werden. Auch die Abgänge junger Berufsleute sind für uns ein Thema. Viele verlassen den Beruf bereits im Alter von 25 bis 30 Jahren. Das gibt Holzbau Schweiz und der Branche zu denken. Die Gründe dafür wollen wir besser verstehen. Auch wenn das Problem dadurch nicht gelöst wird, können wir hoffentlich besser erkennen, wo der Schuh drückt, und mit Anpassungen in der Ausbildung vielleicht einen Beitrag zu Verbesserungen leisten.
Wie läuft die Überprüfung konkret?
Die Umfrage startete im Juni über einen Zeitraum von drei Wochen. Danach werten wir die Daten aus. Der Bericht liegt Ende August vor und wird im September von der Kommission für Berufsentwicklung und Qualität (B&Q) diskutiert.
Wer ist an der Überprüfung beteiligt?
Die B&Q-Kommission hat die Umfrage formal lanciert, das Budget wurde von deren Vorstand bewilligt. Die Umsetzung übernimmt Holzbau Schweiz gemeinsam mit dem Westschweizer Verband Frecem. Für die Durchführung der Umfrage arbeiten wir mit B-Werk Bildung – einer externen Firma – zusammen. Diese hat viel Erfahrung mit Berufsbildungsprojekten.
Wie stellen Sie sicher, dass wirklich alle aus der Branche ihre Meinung einbringen können?
Wir setzen auf eine breite Streuung der Umfrage, also über Verbände, Betriebe, Schulen und Onlinekanäle. Alle Beteiligten sollen unkompliziert teilnehmen können, egal ob Lernende oder erfahrene Berufsbildner/innen. Im Februar gab es bereits einen Workshop, bei dem fast 50 Personen mitreden konnten. Jetzt geht es darum, möglichst viele Rückmeldungen über die Umfrage zu sammeln. Wenn es später zu einer Revision kommt, sind wir auf das Know-how aus der Branche angewiesen. Wir brauchen die Rückmeldung aller und aus allen Sprachregionen: Unternehmer/innen, Berufsbildner/innen, Lehrpersonen und üK-Leitende. Nur gemeinsam können wir die Ausbildung zukunftstauglich machen.